Sammlung Ploner

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SAMMLUNG
AUSSTELLUNGEN
2009_Brandl Kowanz Pumhösl Zitko
2007 Markus Huemer
2006 Bohatsch-Schiess
2005 Michaux-Weiler-Scheibl
2004 Herbert Brandl
2003 Gunter Damisch
PUBLIKATIONEN
IMPRESSUM
Ich kann hypnotisieren! Was kannst Du?, Markus Huemer
22. Juni 2007 bis 31. Mai 2008 >Video<

Hypnose ist (laut lexikalischer Definition bei Wikipedia) ein Zustand, in dem „sowohl die Ansprechbarkeit des Unbewussten als auch die Konzentration auf eine bestimmte Sache stark erhöht, die Kritikfähigkeit des Bewusstseins in gleichem Maße reduziert“ ist.

In seiner Ausstellung in der Sammlung Ploner nimmt Markus Huemer den Betrachter mit auf eine Reise in einen solchen Zustand der Trance, der Immaterialität und Spiritualität, in einen Zustand mit gründlich verändertem Wahrnehmungsmodus, in eine Realität jenseits des vordergründig Sichtbaren, wie sie auch die Kunst als Raum der Imagination entwirft. In einer Serie von abstrakten Gemälden mit dem Titel ".arcadia" deutet Huemer diesen utopistischen Raum bereits im Titel an: Arkadien ist das El Dorado der Dichter, Maler und Denker, jene paradiesisch-bukolische Landschaft, in der Natur und Geist eine ebenso untrennbare Einheit bilden wie Einfachheit und Erhabenheit, wie Antike und Gegenwart. In Huemers Diktion mit vorangestelltem Punkt und Kleinschreibung verweist der Titel auf eine (nicht existierende) Internet-Domaine – und damit auf einen imaginären, künstlichen und künstlerischen Idealraum der gegenstandslosen Malerei. Die begleitenden Texte zu diesen Bildern suggerieren Wesen aus dem Netz, die jedoch ebenso fiktiv sind wie die Domaine – die Kritikfähigkeit des Betrachters wird auf eine harte Probe gestellt, und die meisten werden, im Zustand der Hypnose kritikunfähig, für bare Münze nehmen, was sie lesen. Das tut dem Kunsterlebnis allerdings keinen Abbruch, geht es doch beim Kunsterlebnis um eine Interaktion von Auge und Geist, für die eine reale Grundlage bzw. die Authentizität dieser Grundlage eigentlich keine Rolle spielt.

Auch in seinen Installationen geht es um diese Grenzerfahrung von Sein und Schein. In "Blue and Blue over Black" projiziert Huemer jeweils ein Alphakanalblau-Bild, also genau genommen das No-Input-Signal, mithin das digitale Nichts auf frei in einen total schwarzen Raum gehängte Screens. In der totalen Ortlosigkeit des Schwarzraums sind die Blauprojektionen kaum zu lokalisieren und erscheinen – je nach Standort – nicht nur wie ein schwebendes Bild im Raum, sondern auch wie ein Farbfeld auf der Wand oder gar wie ein Fenster in einen anderen Raum. Raum und Fläche sind nicht mehr wirklich zu unterscheiden, ebenso wenig wie Licht und Farbe. Das blaue Farbfeld wirkt in seiner schwebenden, ort- und raumlosen Präsenz wie eine Erscheinung, die unsere physikalischen Erfahrungswerte übersteigt und den lichtlosen Raum förmlich implodieren lässt.
Während man bei "Blue and Blue over Black" noch von einem wirklichen Licht-Schein sprechen kann, geht Huemer in "Black Box" noch einen Schritt weiter. Wir sehen eine einfache Holzkiste, an deren Kanten noch ein wenig Schwarz hervor“scheint“, das in Korrespondenz mit dem Titel eine schwarze Innenbemalung der Kiste suggeriert. Hier gibt es im wahren Sinne des Wortes keinen Schein mehr – die Black Box ist die totale Negation eines Erfahrungsraumes. Indem sich der Raum in eine Skulptur verwandelt, wird der Betrachter außen vor gelassen. Übrig bleibt nur eine Box, die – in der Umsetzung Huemers als Transportkiste für Kunstwerke – gleichzeitig die Omniverfügbarkeit des Kunstwerks mit seiner totalen Verweigerung verschmelzen lässt. Denk-Raum und reales Objekt, innen und außen lassen sich nur in hypnotischem Zustand als utopische Kunst-Einheit erfahren.

Reinhard Spieler, Direktor Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen