Sammlung Ploner  
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"Sammeln ist für mich Abenteuer und Erlebnis in einem sehr umfassenden Sinn. Es geht weit über die beiden Begriffe "Entdecken und Besitzen" hinaus. Ausschlaggebend sind für mich auch "Verstehen" (der Kunstwerke und Intentionen der Künstler), das Mitverfolgen von Entwicklungen, die Faszination an der totalen Individualität der Künstlerpersönlichkeiten, das Erfassen eines übergeordneten Kontextes und natürlich auch gemeinsame Erlebnisse bzw. der Dialog mit den Künstlern. Sammeln formiert sich dadurch für mich zu einem Gesamterlebnis, einem "Gesamtsound", wenn man so will. Dazu gehört eben auch die Bereitschaft, Abenteuer bzw. Abenteuerliches zu erleben."
Heinz Ploner

SAMMLUNG PLONER

Österreichische und internationale abstrakte Malerei ab 1960, mit den Schwerpunktkünstlern:
Erwin Bohatsch
Herbert Brandl
Gunter Damisch
Hubert Scheibl
Walter Vopava
Otto Zitko

Sammlungsbeginn: 1997

Heinz Ploner (geb. 1952) ist selbstständiger Controller im medizinischen Bereich (Allergieforschung und Diagnostik). Seit 2004 ist er Mitglied des Advisory Boards des Museums moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien. 2005 war er ehrenamtlich beim MUMOK-Ausstellungsprojekt "Neue abstrakte Malerei aus Österreich" in China und Wien gemeinsam mit dem Museums-Team für Logistik und Transport verantwortlich.

Literatur:
Begegnungen. Henri Michaux, Max Weiler, Hubert Scheibl. Kat. erschienen anlässlich der Ausstellung Begegnungen. Henri Michaux, Max Weiler, Hubert Scheibl in Wien, 2005.
(Kurator und Text : Wieland Schmied)

Entdecken und Besitzen – Einblicke in Österreichische Privatsammlungen. Kat. erschienen anlässlich der Ausstellung Entdecken und Besitzen, Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, 2005, Hg. Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, 2005.
(Text : Eva Badura-Triska)

Intuition und Form. Erwin Bohatsch – Adrian Schiess. Kat. erschienen anlässlich der Ausstellung Intuition und Form. Erwin Bohatsch – Adrian Schiess in Wien, 2006.
(Kurator und Text : Denys Zacharopoulos)

Markus Huemer. Ich kann hypnotisieren ! Was kannst Du ?, erschienen anlässlich der Ausstellung Ich kann hypnotisieren ! Was kannst Du ?, Hg. Sammlung Ploner und Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig in Wien und Köln, 2007
(Text : Markus Huemer)

Künstlerliste:

Erwin BohatschHerbert BrandlGunter DamischJosef Danner
Apostolos GeorgiouDenise GreenWolfgang HolleghaEdgar Honetschläger
Markus HuemerZenita KomadEugène LeroyBele Marx
Jürgen MessenseeHenri MichauxJosef MiklChiara Minchio
Walter NavratilKatrin PlavcakPeter PongratzLois Renner
Jörg SasseHubert ScheiblAdrian SchiessEva Schlegel
Hans StaudacherEsther StockerWalter VopavaMaja Vukoje
Max WeilerErwin WurmOtto Zitko


Die Sammlung von Heinz Ploner folgt einem konsequenten Programm, ihre architecture secrete wird nicht zuletzt von der Pragmatik des erfolgreichen Geschäftsmannes geprägt. Stimmig und profiliert zeugt sie von Ploners intensiver Auseinandersetzung mit der Materie der neuen abstrakten Malerei aus Österreich.

Begonnen hat Ploners Auseinandersetzung mit der Kunst und dem Sammeln 1997, als er sich von seiner Schwester, einer Innenarchitektin, seine Wohnung in Wien-Hietzing neu gestalten ließ. Auf der Suche nach einem "dekorativen" Bild für die renovierte Wohnung fand man sich nach dem Studium mehrer Kataloge im Atelier von Josef Mikl wieder. Inmitten der Kunst, hat es Ploner, wie er salopp meint, "gepackt". Die Atelieratmosphäre hatte ihn gefesselt und in einer Weise für die Kunst sensibilisiert, die in letzter Konsequenz den physischen Umgang mit ihr notwendig machte.
Bestimmte in den Jahren davor der Beruf sein Leben, verschrieb er sich von da an dem Sammeln. Zunächst laienhaft interessiert und gänzlich ohne Konzept, kaufte er nach "Lust und Laune". Mangelndes Interesse am figürlich abbildhaften Kunstwerk ließ ihn allerdings schon von Beginn an der abstrakten Kunst zuwenden. Werke von Herbert Brandl, Gunter Damisch, Jürgen Messensee, Josef Mikl, Peter Pongratz, Hubert Scheibl und Hans Staudacher gehörten zu den ersten Ankäufen. Parallel dazu erweiterte er seine Kenntnisse, studierte Kunstpublikationen und besuchte Ausstellungen in Amsterdam, Basel, Bologna, Madrid und Paris, sowie Kunstmessen in Paris, Köln, Basel und Chicago.
Diese Auseinandersetzung mit Kunst löste neben der emotionalen Betroffenheit bald auch einen analytischen Prozess aus. Dabei stellte Ploner einerseits eine Konkordanz zwischen seinem eigenen Qualitätsempfinden und den Maßstäben der Kunstgeschichte fest. Andererseits erkannte er selbstkritisch, dass seine bisher angekauften Arbeiten eher eine beliebige, aus emotionalen Motiven entstandene Agglomeration von Kunstwerken darstellten, als eine Sammlung im eigentlichen Sinn. Daher wurde die Frage virulent, welchen programmatischen Charakter er seiner Kollektion geben sollte. Solitäre Einzelwerke zu besitzen befriedigte ihn nicht mehr, Entwicklungen aufzuzeigen erschien ihm wesentlicher.
Im Zuge seiner Beschäftigung mit der Kunst war er auf den Katalog der Ausstellung "Hacken im Eis1" (1986) gestoßen und fasziniert von den Arbeiten der Künstler dieser – seiner -Generation. Da die Achtziger Jahre auch für ihn persönlich Jahre des Aufbruchs gewesen waren, in denen er wichtige berufliche Entscheidungen getroffen hatte, fühlte er sich diesen Künstlern verbunden, deren Aufbruch damals zeitgleich stattgefunden hatte. Es war spannend für ihn zu sehen, wie jeder von ihnen im Laufe der Jahre seinen Weg gegangen war. Am Anfang formal und inhaltlich nahe, waren nun Ende der Neunziger Jahre völlig unterschiedliche Entwicklungen erkennbar. Heinz Ploner beschloss, diese mitzuverfolgen und aufzuzeigen. Mit einer klaren Passion für Arbeiten auf Leinwand sowie für Grafik - die für ihn den gleichen Stellenwert hat wie Malerei – beschloss er also 1998, sein Interesse auf die abstrakten Vertreter der so genannten Neuen Malerei in Österreich, Herbert Brandl, Gunter Damisch, Hubert Scheibl und Otto Zitko, zu fokussieren und er erwarb im folgenden zahlreiche Werke von diesen. Eine erste Erweiterung dieser Schwerpunktkünstler erfolgte schon ein Jahr später, als Ploner bei einem Ausstellungsbesuch im Museum Moderner Kunst Wien die reduzierte Malerei von Erwin Bohatsch kennen lernte, eine weitere drei Jahre später, als er im Zuge der Konzeption des MUMOK-Ausstellungsprojektes "Neue abstrakte Malerei aus Österreich" auf Arbeiten von Walter Vopava stieß. Parallel dazu führte ihn sein Interesse an der Neuen Malerei vor etwa sechs Jahren auch zu historischen Bezugspunkten dieser Künstler. In diesem Zusammenhang stieß er auf Eugène Leroy und Henri Michaux, später auch zu Max Weiler2, von denen ihm jeweils der Erwerb von Werken bzw. Werkgruppen gelang.
Ploner will aber nicht nur erwerben, sondern sucht auch den Dialog mit den Künstlern, deren Werke er sammelt. Atelierbesuche helfen ihm, sich über die ästhetischen Erfahrungen hinaus mit den inhaltlichen Dimensionen der Arbeitenauseinander zusetzen und sind auch für seine Sammlungsentscheidungen wichtig. Seine in kurzer Zeit aufgebaute, eindrucksvoll konturierte, ja geradezu dokumentarische Sammlung ist im laufenden Dialog mit den Künstlern entstanden. Sie umfasst mittlerweile um die 300 Werke, ist anspruchsvoll und nuanciert und enthält insbesondere auch viele Werkgruppen.

Heinz Ploner lebt mit seiner Kunst, sowohl in seiner Villa als auch in seiner Wohnung, beide in Wien Hietzing. Während jedoch in seiner Wohnung reduziert und stets nur ein Künstler gehängt wird - zurzeit ist dies Hubert Scheibl - hält er es in seiner Villa großzügiger und macht Teile seiner Sammlung sogar der Öffentlichkeit zugänglich. Der Jugendstilbau wurde, außen auf Originalzustand und innen in Hinblick auf die Sammlung, restauriert und eingerichtet. Hier inszeniert er seine Kollektion, gibt seinen Kunstwerken den passenden Rahmen. Drei Ausstellungen wurden bislang zusammengestellt: 2003 Gunter Damisch, 2004 Herbert Brandl. Am 31. Mai 2005 wurde unter dem Titel "Begegnungen", eine von Wieland Schmied konzipierte Ausstellung mit einer Werkauswahl der drei Künstler, Henri Michaux, Max Weiler und Hubert Scheibl eröffnet.

Heute steht Heinz Ploner an einem Wendepunkt. Sehr lange auf die speziellen Positionen seiner Schwerpunktkünstler fokussiert, interessiert ihn derzeit ein weiterer Ausbau seines bisherigen Themenschwerpunkts nicht. Wenngleich es seinem Sammlungsprinzip widerspricht, etwas als endgültig abgeschlossen zu betrachten, richtet er seinen Blick zurzeit ausschließlich auf in- und ausländische Bezugspunkte des bisher Erworbenen.
Ein Schlüsselerlebnis hierzu war der Besuch der Ausstellung "Lebt und Arbeitet in Wien II3" in der Kunsthalle Wien. Das absolute Fehlen von Berührungspunkten zwischen der, in der Ausstellung präsentierten, jungen Generation und seinen bisher gesammelten Künstlern, bestärkte seinen Entschluss, einen vorläufigen Schlusspunkt unter sein bisheriges Sammlungskonzept zu ziehen und seine Sammlung in einer nächsten Phase neu auszurichten.


Tina Lipsky


1Die Ausstellung "Hacken im Eis" fand 1986 in der Kunsthalle Bern und anschließend im Museum Moderner Kunst Wien statt. Präsentiert wurden fünf der vielversprechendsten Talente der damals aktuellen "wilden Malerei": Herbert Brandl, Gunter Damisch, Josef Danner, Hubert Scheibl und Otto Zitko.
2Als Detail am Rande gilt es zu vermerken, dass es sich bei dem 2001 verstorbenen Künstler Max Weiler um den Schwager von Heinz Ploner handelt. Die Verwandtschaft hatte jedoch, nach Angaben Ploners, keinerlei Auswirkung auf seinen Zugang zur Kunst bzw. auf sein Kaufverhalten.
3Die Ausstellung"Lebt und Arbeitet in Wien II" (14. Mai bis 4. September 2005, Kunsthalle Wien) beschäftigt sich mit Positionen von 25 zeitgenössischen jungen KünstlerInnen, die ihren Lebens- und Arbeitsmittelpunkt in Wien gefunden haben. Kuratiert wurde die Ausstellung, die schon die zweite ihrer Art ist (Teil I wurde 2000/2001 gezeigt), von einem internationalen Kuratorenteam (Yuko Hasegawa, Trevor Smith, Hanna Wróblewska und Lucas Gehrmann). Der Blick von außen richtet sich dabei auf die künstlerischen Strömungen der jüngeren Generation, die den kulturellen Kontext der Stadt Wien thematisieren.